Sonntag, 8. Mai 2016

Die Sache mit der Liebe.

Der heutige Blogpost tanzt etwas aus der Reihe. Es geht weder um Kerzen, noch um Rezepte noch um den Vierbeiner. Es ist ein Thema, was fast jeder schon Mal durchleben musste und unbeschreiblich viel Kraft und Tränen kostet - Trennungen.
Ich habe bisher eine Trennung in meinem Leben gehabt, die mir komplett den Boden unter den Füßen  gerissen hat und aus mir wirklich einen anderen Menschen gemacht hat, bis heute.
Es ist eine sehr private Geschichte und ich habe lange überlegt, ob ich sie wirklich veröffentlichen soll. Diese Zeit jährt sich nun zum dritten Mal. Es geht mir immer noch durch den Kopf und das war auch der Grund, dass ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich damals in der Zeit aus so einem Blogpost ganz sicher Kraft geschöpft hätte.



Die besagte Trennung vollzog sich im Juni 2013. Großer Spoiler gleich zu Beginn: Sie ging vier Wochen. Was sagt sie da? Vier Wochen? Richtig, wir haben wieder zueinander gefunden. Mein Liebster ist sozusagen auch mein Ex-Freund.
Wir waren zum damaligen Zeitpunkt 1 ½ Jahre zusammen. Eine Beziehung, die ihre Höhen und Tiefen hatte, doch meiner Meinung nach lief. Wenige Wochen vor dem "großen Tag" ist mir schon aufgefallen, dass irgendetwas nicht stimmt. Man hatte weniger Marmeladenglasmomente zusammen, irgendetwas scheint den anderen zu bedrücken. Kurz um: Die große Aussprache erfolgte Anfang Juni, an unserem Lieblingsplatz. Der schönste Berg in ganz Leipzig. Ein Ort, an welchem er mir 1 ½ Jahre früher das erste Mal gesagt hat, dass er sich in mich verliebt hat. An welchem wir unzählige, wunderschöne Momente verbracht haben. Doch nun standen wir da oben und das Gespräch endete damit, dass die vier schlimmsten Worte fielen: Lass' es uns beenden.
Ich habe die Welt nicht mehr verstanden. Für mich war es klar, dass ich diesen Menschen liebe und nicht ohne ihn durch's Leben gehen möchte. Ich war sprachlos, wusste anfangs gar nicht wie ich reagieren sollte. Geweint habe ich nicht, ich habe ihn auch nicht angefleht die Entscheidung rückgängig zu machen. Warum auch? Es war seine Gefühlslage, Gefühle kann man nicht erzwingen. Ich hatte nur eine Bitte an ihn. Ich wollte, dass wir uns später noch Mal treffen. In ein paar Tagen, ein paar Wochen, ich wollte, dass der Kontakt nicht komplett abbricht. Einfach zusammen einen Kaffee trinken gehen und über Gott und die Welt reden, mehr wollte ich nicht.
Er war zögerlich, doch er hat mir diese Bitte nicht abgeschlagen.
Wir sind nach diesem Gespräch zusammen Richtung Auto gelaufen und haben beim "Abstieg" sogar zusammen gelacht, das weiß ich noch als wäre es gestern gewesen. Wir haben uns gut verstanden, es gab keinen Streit. Es war wohl die schönste Trennung die man haben kann. Klingt makaber, ist aber genau so gewesen.
Als ich nach diesem ereignisreichen Gespräch nach Hause kam, wurde ich schon von einer zögerlichen Mama empfangen, die wissen wollte, wie es ausgegangen ist. Ich meinte nur "Ja, das war es dann wohl." In dem Moment war ich, überraschenderweise, so gefasst, ich habe weder geweint noch war ich sauer oder ähnliches. Ich habe seine Beweggründe verstanden und konnte die Trennung nachvollziehen. Der Zusammenbruch kam dann wenige Stunden später, als ich es wirklich realisiert habe. Ich habe meine Sachen gepackt und bin am gleichen Abend noch zu meiner besten Freundin gefahren. Ich bin niemand, der sich wegen jedem Wehwehchen bei jemandem ausheulen muss, doch in dieser Sache war das anders. Ich kam bei ihr an, sie wusste bereits was passiert ist und war einfach wundervoll zu mir. Wir saßen zusammen und sie hat versucht mich auf andere Gedanken zu bringen. Nichts mit "Komm ich bemitleide dich jetzt."

Die erste Woche war die Schlimmste. Ich habe ungelogen von Montag bis Samstag nichts gegessen. Gar nichts. Nur Wasser und etwas Saft getrunken. Fünf Kilos waren direkt weg. Ich wollte nicht hungern, aber ich habe einfach nichts runter bekommen. Hungergefühl hatte ich nicht. Das Gefühl, dass er weg ist, hat mich schier um den Verstand gebracht. Ich konnte mein eigenes Zimmer bei meinen Eltern nicht mehr betreten, alles hat mich an ihn erinnert. In meinem eigenen Haus habe ich auf der Couch geschlafen, weil ich in meinem großen Bett nur mehr das Gefühl hatte, dass er nie wieder kommt.
Alleine sein konnte ich gar nicht, ich hatte drei Freunde die in der Zeit ununterbrochen für mich da waren. Im Nachhinein habe ich mich sogar bei ihnen entschuldigt, weil ich wusste, wie anstrengend ich war. Ich habe es alleine einfach nicht ausgehalten. Ich habe geweint, so so viel. Doch das Schlimmste waren nicht die Tage, die hat man irgendwie rumgekommen. Das Schlimmste waren die Nächte. Ich habe eine Unmenge an Baldrian und anderen "Wundermitteln" zu mir genommen, damit ich wenigstens ein paar Stunden zur Ruhe komme.
Den ersten Lichtblick gab es erst, als ich nach einer Woche mein Handy genommen habe, ihm geschrieben habe und gefragt habe, ob er Lust hat einen Kaffee mit mir zu trinken. Er antwortete, dass wir das am folgenden Wochenende machen können. Die beste Freundin wurde direkt unterrichtet und bis heute bin ich ihr unglaublich dankbar für ihre Worte, denn ohne sie wären wir definitiv nicht wieder zusammen gekommen:

"Wehe du heulst ihm bei dem Treffen vor wie sehr du ihn vermisst. Mach dich schön und strahle! Willst du was gelten, mach dich selten!" 

Ich habe ihr vertraut und mich genau so verhalten sie sie es mir geraten hat. Schick gemacht, die Tränen weggeschminkt und strahlend bin ich beim Treffen aufgetaucht. Wir haben nicht ein Mal über uns geredet. Ich habe erzählt, dass ich sehr viel unterwegs bin, von einer Party zur nächsten hüpfe (was nicht mal gelogen war) und mein Leben gerade wirklich in vollen Zügen genieße. Den Zusatz, dass ich jeden Abend weinend im Bett liege habe ich natürlich weggelassen. 
Er war verdutzt, das hat man gemerkt. Einer der Trennungsgründe war der, dass ich sehr geklettet habe, ohne ihn war alles doof und mal einen Abend ohne ihn nur mit den Mädels feiern gehen war auch nicht machbar für mich. Jetzt stehe ich also zwei Wochen nach der Trennung vor ihm, strahle und erzähle ihm, dass es mir blendend geht und ich glücklich bin. 
Treffen solcher Art gab es zwei Mal. Eine Woche später gab es das Zweite, auch dort habe ich ihm wieder erzählt, dass ich nicht viel Zeit habe, da ich nachher noch verabredet bin. Ich habe genau das umgesetzt, was mir geraten wurde. Willst du was gelten, mach dich selten! Sie hatte soo so recht. Ich war meinem Ziel, dass er sich ein zweites Mal in mich verliebt ein Stück näher gekommen. Doch nicht durch hübsches Make-up oder ein schickes Outfit. Erst später ist mir bewusst geworden, welcher Schritt das ausgemacht hat: Meine Veränderung. Ich habe angefangen mein Leben zu leben. Ich habe verstanden, dass ich in meinem Leben die Hauptrolle spiele, nicht er. 

Es ist meine Aufgabe dafür zu sorgen, dass ich glücklich bin. Nicht seine.

Vier Wochen nach der Trennung hat er mir abends geschrieben und gefragt, ob ich spontan Lust hätte mit ihm ins Kino zu gehen. Ich habe kurz überlegt und dann zugesagt. Es war ein "freundschaftliches Verhältnis" zwischen uns, seit vier Wochen. Er brachte mich nach Hause und dann kam der Moment, vor dem ich so große Angst hatte. Wir redeten das erste Mal seit der Trennung über uns. Ich sagte ihm, dass mich noch nie ein Mensch so verletzt hat wie er. Dass es auch schwarze Tage gab in den letzten Wochen, ich jedoch merke, was für eine positive Veränderungen ich gemacht habe. Ich schreibe mein Leben und bin der Regisseur. Ich habe mich auch bei ihm entschuldigt, dass ich ihm das Gefühl gegeben habe, dass es seine Aufgabe ist mich glücklich zu machen. Das ist es nicht, es ist meine.
Nach diesen Worten war es ganz still. Ich wollte gehen und dann erfolgte der Kuss, auf den ich vier Wochen gewartet habe. Nichts habe ich mir mehr gewünscht. Dieser Abend war der Schönste in den letzten drei Jahren.

Wir haben uns dann in den nächsten zwei Monaten nur am Wochenende gesehen. Wir haben es langsam angehen lassen und es auch erst etwas später unseren Freunden gesagt, dass wir wieder zueinander gefunden haben. Wir wollten uns die Zeit geben uns neu zu verlieben und uns neu kennenzulernen. Es gab einen zweiten ersten Kuss. Ein zweites erstes Date. Eine zweite erste Gute-Nacht-SMS. Ein zweites erstes "Ich Liebe Dich." 

Es waren die schwersten vier Wochen in meinem bisherigen Leben, das kann ich wirklich so sagen. Ich habe den kompletten Halt verloren, doch das war auch gut so. Ich wünsche es keinem, dass er psychisch eine solche Belastung durchleben muss. Mir als Mensch allerdings hat sie so viel gebracht. Ich habe mich verändert, habe wieder die Hauptrolle in meinem Leben eingenommen. Unsere Beziehung ist seit drei Jahren viel schöner als die 1 ½ Jahre davor. Das Band zwischen uns ist stärker den je. Ohne die Trennung wäre das nie passiert. Noch jetzt sagen wir, dass diese Trennung das Beste ist was uns passieren konnte. Auch wenn es nicht leicht war, hat sie aus uns ein Team gemacht. 
© Schnatterjulchen

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