Montag, 2. Mai 2016

Die ersten Wochen mit einem Welpen

Die ersten Wochen mit einem Welpen, wie fangen wir da jetzt am Besten an. Nun, sagen wir so, ich habe mit allem gerechnet, nur nicht damit.
Das erste Mal, dass wir ihn gesehen haben, war wundervoll. Nachdem ich nach 15 Jahren endlich bei einer Züchterin stand, fiel uns beiden direkt der gleiche Welpe ins Auge. Fünf kleine Hundebabys, so groß wie Meerschweinchen, lagen vor uns. Wir haben uns sofort in Paulchen verliebt.

© Schnatterjulchen
Am 20. Mai 2014 hatte das Warten ein Ende. Wir sind morgens zur Züchterin gefahren und durften unser Würmchen abholen. Die letzten Unterschriften wurden getätigt, ich bekam den Kaufvertrag, seine Papiere, eine Unmenge an Futter, Spielzeug und selbstverständlich unser Hundebaby. Auf dem 20 minütigen Weg nach Hause war er ganz ruhig, hat nicht geweint oder gebellt. Ich war so aufgeregt und wusste gar nicht wie mir geschieht. Nach 15 Jahren fahre ich gerade wirklich mit meinem eigenen Hund nach Hause. 
© Schnatterjulchen

Zu Hause angekommen kam dann die Wendung. Es begann damit, dass er nach drei Minuten direkt in die Wohnung gemacht hat. Wir haben ihn in unseren Innenhof getragen, dort fleißig gelobt, als er sich dort noch Mal hingehockt hat und dann wieder nach oben getragen. Ich hatte im vornherein hunderte Hundebücher gelesen, mit so vielen Hundebesitzern geredet und auch viele Gespräche mit der Züchterin geführt. Doch am Ende war alles doch ganz anders. Bis wir abends schlafen gegangen sind,  gab es noch fünf oder sechs weitere Missgeschicke. Ich war ein kleines bisschen gefrustet und wusste nicht so richtig, wie ich mich am Besten verhalten soll. In der Nacht hat er ein paar Mal "geweint", die neue Umgebung und seine fehlenden Geschwister waren wohl etwas viel für die kleine Maus. Am nächsten Morgen, als er dann vor mir saß und mich anstarrte, kam für mich der Tiefpunkt. 
Bis heute kann ich nicht sagen warum das passiert ist, doch ich guckte dieses kleine Würmchen an und mir kamen die Tränen. Knappe 24 Stunden war er bei uns und ich habe erst nach der Nacht richtig realisiert, dass er jetzt für immer bleibt. So viele Hunde hatte ich schon zur Pflege, aber jetzt war es mein eigener Hund und ich habe die volle Verantwortung. Ich saß wie ein Häufchen Elend auf dem Bett und weinte. 
Mein Freund kam ins Schlafzimmer, sah mich weinen und vor mir der kleine neun Wochen alte Welpe und wusste gar nicht was jetzt los ist. Ich weiß noch, dass der erste Satz den ich rausgebracht habe folgender war: "Schatz, ich kann das nicht. Das ist zu viel, wir bringen ihn zurück." 
Es gab ein Schweigen, wir saßen zu dritt da, mein Freund war derjenige der seine Stimme zuerst wiedergefunden hatte. Für ihn war es überhaupt kein Thema Paul wieder zurück zu bringen, er war von Anfang an so vernarrt in den Kleinen, er hat gesagt, ich soll mich beruhigen, er ruft jetzt erstmal die Züchterin an. 
Sie hatte uns am Vortag gebeten nach der ersten Nacht kurz bescheid zu sagen wie es Paul geht und wie er die erste Nacht überstanden hat. 
Noch heute hab ich die Worte meines Freundes im Kopf: "Hallo! Ja, Paul geht es super, aber meine Freundin eskaliert hier etwas. Sie weint nur."
Im Nachhinein, war es fast lustig. Unsere Züchterin lachte wirklich am Telefon und meinte, dass ich mir jetzt keine Sorgen machen soll, dass es total normal ist und es in wenigen Tagen sicher besser ist. Ich hatte mich so auf den Hund versteift, sie meinte, ich habe mir viel zu viele Gedanken gemacht.
© Schnatterjulchen

Nach einer Woche circa war das Gefühl, dass ich mit dieser Verantwortung überfordert bin schon weg. Ich habe im ersten Moment wohl einfach nicht gewusst, was ich jetzt tun soll. Da sitzt ein kleiner Welpe vor mir, guckt mich mit seinen Knopfaugen an und ich habe realisiert, dass es jetzt wohl die nächsten 15 Jahre jeden Morgen so sein wird. 
Ich hatte vorher schon Haustiere, so ist es nicht. Doch da waren eben die Eltern noch dabei. Die haben sich gekümmert, wenn man mal keine Lust hatte und waren hauptsächlich für die Tiere verantwortlich. Doch dieser Hund war jetzt hier ohne Mama und Papa. 
Es war wirklich eine schwere Woche, das muss ich zugeben.
Von Woche zu Woche wurde die Zeit mit Paul immer schöner. Er hat gelernt stubenrein zu werden, die ersten Kommandos haben geklappt, er wurde anhänglicher und hat uns gezeigt, dass wir sein Rudel sind. Seine Familie. 

Jetzt möchte ich dieses Tier für kein Geld der Welt wieder hergeben. Ich richte meinen Tag gerne nach ihm, auch beim Thema Urlaub Abstriche wegen ihm zu machen ist für mich keine Last.
Auch, wenn er mit gerade in der Anfangszeit sehr viele Tränen beschert hat, liebe ich dieses Fellknäuel mehr als alles andere. Ihn zu uns zu holen war die beste Entscheidung, die wir in den letzten 4 ½ Jahren getroffen haben.
© Schnatterjulchen



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen